Eishockey in Kroatien

  • Viele Fans, aber kaum Spieler


    Das kroatische Eishockey erlebt durch Medvescak Zagreb einen Boom, Aktive gibt es kaum.



    Von Matthias Nagl


    Zagreb/Wien. Wenn ein Land in einer Mannschaftssportart nur mit Ach und Krach genug Aktive für vier Mannschaften zusammenbringt, ist die Bezeichnung Randsportart eigentlich schon eine Übertreibung. Wenn der dominierende der vier Vereine die modernste Sporthalle des Landes mit über 15.000 Zuschauern viermal in Folge ausverkauft, ist dieser Befund aber etwas wackelig. Der Aggregatzustand des kroatischen Eishockey ist schwer zu fassen. Denn einerseits liegt die Sportart mit 80 Aktiven danieder, das Nationalteam befindet sich in der Drittklassigkeit. Andererseits sorgt der größte Klub des Landes, KHL Medvescak Zagreb, aber in der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) seit knapp eineinhalb Jahren für Aufsehen.


    Damals stieg der kroatische Seriensieger als zehnte Mannschaft anstelle von Innsbruck in die Liga ein, die Skepsis war anfänglich groß. Mittlerweile hat sich das geändert, Zagreb hat die höchsten Zuschauerzahlen der Liga und hält auch sportlich mit. Zweiteres sagt aber wenig über die Qualität des kroatischen Eishockeys aus, die Leistungsträger sind fast ausschließlich Legionäre, der Großteil kommt aus Nordamerika, einige von ihnen haben kroatische Vorfahren. Nur sieben Kaderspieler kommen aus Kroatien, meist sind es junge Talente. Das kroatische Eishockey verfügt überhaupt nur über 85 Spieler im Erwachsenenalter, Medvescak ist das einzige Aushängeschild.


    Der Begeisterungsfähigkeit der Fans tut das freilich keinen Abbruch. Auch in der kleineren Halle, in der Zagreb für gewöhnlich spielt, liegt der Zuschauerschnitt bei etwa 6500 und damit so hoch wie bei keinem anderen Team der Liga. Als Hauptgründe dafür gelten gelungenes Marketing, moderate Preise und eine familienfreundliche Atmosphäre, die etwa der kroatische Fußball nicht zu bieten hat. Der sportliche Erfolg ist offensichtlich zweitrangig, das Team liegt auf Rang sieben und kämpft um die Qualifikation für die Play-offs. "Es ist dem Publikum nicht so wichtig, ob das Team gewinnt oder verliert, wichtig ist ihnen, dass sie kämpfen und alles geben", sagt Manager und Trainer Doug Bradley.


    Das Marketingkonzept erklärt sich etwa an folgender Begebenheit recht gut. Wegen eines Tennisturnieres muss der Klub an diesem Wochenende aus der angestammten Halle auf einen kleineren, unattraktiveren Freiluft-Rink ausweichen. Die Marketingabteilung macht aus dem Spiel gegen Linz am Sonntag (17.30 Uhr) aber ein besonderes Ereignis nach NHL-Vorbild, das "Salata Winter Classic". "Es ist das Stadion, in dem der Klub früher gespielt hat. Dort herrscht eine spezielle Atmosphäre", sagt Klub-Sprecher Toni Dabinovic. Die Tickets fanden reißenden Absatz.


    Für den Start der kommenden Saison überlegt der Klub an die Adria nach Split zu gehen, die als "Arena Ice Fever" verkauften vier Spiele in der großen Halle waren durchaus ein Risiko. Der Versuch glückte aber, und schon wird überlegt, das Spektakel in der nächsten Saison zu wiederholen, möglicherweise mit mehr Spielen. Die Klubführung bestehend aus vier ehemaligen kroatischen Eishockeyspielern ist nach dem gelungenen Einstieg in die EBEL überhaupt einigermaßen ambitioniert.


    Bereits jetzt wird laut über einen Umstieg in die KHL, die vor drei Jahren mit großen Ambitionen gestartete russische Liga, nachgedacht. Aktuell beträgt das Budget laut offiziellen Angaben 1,7 Millionen Euro, für die KHL müsste es massiv aufgestockt werden. Auch wenn es sich dabei um Zukunftsmusik handelt, die erst in einigen Jahren eintreten könnte, hat der Klub bereits losen Kontakt nach Russland aufgenommen. Als Teil einer russischen Liga würde Kroatien endgültig auf die Eishockey-Landkarte zurückkehren.


    Quelle: wienerzeitung.at

  • Hab letztens das Spiel gegen Graz auf Servus.tv gesehen, da ist schon mächtig was los. Allerdings sollte man abwarten, ob es in zwei bis drei Jahren (sofern man nicht dauerhaft oben mitspielt) noch genauso aussieht.
    Die KHL halte ich momentan allerdings noch für mehr als Zukunftsmusik, da ja kaum eigene Leute nachkommen (und auf die schnelle auch nicht nachkommen werden), und jedes Jahr KHL-reife Spieler einkaufen zu müssen, hm, da müssten schon einige Investoren gefunden werden.


    In Belgrad entwickelt sich auch langsam was, hoffentlich hält das da etwas an und dann ist es durchaus möglich, irgendwann in die EBEL-Liga zu kommen und da einen ähnlichen Stellenwert wie Medvescak einzunehmen.