ZitatAlles anzeigenEishockey-GmbH stellt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens - Neuanfang ist trotzdem möglich
Insolvenzverfahren: Schwarzer Dienstag für die Ice Tigers
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NÜRNBERG - Als die Ice Tigers am Dienstagabend um 19.25 Uhr in
Hamburg-Bahrenfeld das Eis betraten, war im Internet bereits
nachzulesen, dass die Profis nach dem Schlusspfiff mit unbequemen
Wahrheiten konfrontiert werden würden. Stellt ein Unternehmen einen
Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, wird dies sofort auf
einem Justizportal veröffentlicht.
Um
das Spiel zwischen den Freezers und den Ice Tigers aber nicht zu
beeinflussen, wurde die traurige Meldung den wichtigsten Mitarbeitern
der Eishockey-GmbH erst nach einem verdienten 3:2 nach Verlängerung
(Torschützen: Mayr, Leeb, Périard) im Bus auf dem Weg zurück durch
Sportdirektor Otto Sykora mitgeteilt.
Zukunft bis zum Ende der Spielzeit und darüber hinaus
Genau
diese Verzögerungstaktik birgt den winzigen Hoffnungsschimmer an diesem
schwarzen Tag für das Nürnberger Profi-Eishockey. Den Ice Tigers soll
eine Zukunft ermöglicht werden – bis zum Ende dieser Spielzeit und
darüber hinaus.
«Das oberste Ziel ist es jetzt natürlich, die
Saison zu Ende zu spielen», sagte Geschäftsführer Norbert Schumacher,
der am späten Abend bestätigte, am Nürnberger Insolvenzgericht Antrag
auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt zu haben, während der
nunmehr ehemalige Alleingesellschafter Günther Hertel auf einer
Geschäftsreise weilte. «Alles andere wäre unverantwortlich gewesen» –
und hätte Schumacher ernsthafte Probleme beschert.
Die DEL fürchtet um ihren Ruf
Zwar
wurden den Spielern am Montag die restlichen Oktobergehälter
überwiesen. Die jetzt am Ende des Monats November anfallenden Gehälter,
Mieten und laufende Kosten hätten die Ice Tigers allerdings nicht mehr
bezahlen können. «Wir waren zahlungsunfähig und somit rechtlich dazu
verpflichtet, diesen schweren Weg zu gehen», erklärte Schumacher – wenn
nicht, hätte er als Geschäftsführer haften müssen.
Seit Dienstag
prüft nun der Nürnberger Rechtsanwalt Volker Böhm von der Kanzlei
Schultze & Braun als bestellter Insolvenzverwalter die Situation
bei den Ice Tigers: «Erst einmal werden wir mit Sponsoren, der Arena
und den Spielern reden, um zu sehen, wer bei der Stange bleibt», so
Böhm auf Nachfrage. An oberster Stelle seiner Liste steht aber die
Kontaktaufnahme mit der DEL. Die Ligenleitung hatte am Montag nach
einer Aufsichtsratssitzung bereits eine außerordentliche Prüfung der
wirtschaftlichen Situation bei den Ice Tigers angekündigt, auf
Nachfrage hatte DEL-Sprecher Alexander Morel seine eigene Mitteilung
jedoch nur noch als «Routinegeschichte» verkauft.
Letzte Eishockey-Insolvenz 2002
Am
Dienstag wollte dann aber auch Gernot Tripcke «wissen, was los ist» und
«positiven Druck machen». Es schien, als fürchte der
DEL-Geschäftsführer um den mühsam wiederhergestellten Ruf seiner Liga.
Es ist schließlich inzwischen sechs Jahre her, dass ein DEL-Klub
Insolvenz hatte anmelden müssen. Die Berlin Capitals und die Essen
Moskitos wurden damals nach Beendigung der Spielzeit ausgeschlossen.
Der
Fall der Köln 99ers dürfte den Fans der Ice Tigers da schon mehr
Hoffnung geben. Im Januar 2008 musste auch der Basketballpokalsieger
2007 einen Insolvenzantrag stellen. Drei wichtige Spieler verließen den
Klub, der Spielbetrieb konnte jedoch aufrecht erhalten werden. Im
Februar wurden neue Sponsoren gefunden, eine neue GmbH gegründet.
Derzeit steht Köln auf Platz 16 in der Tabelle.
Was macht die Arena?
«Diese
Chance auf einen Neuanfang wollten wir der Eishockey-GmbH nicht
nehmen», sagte Schumacher. «Vielleicht ist es ganz gut so, dass eine
neutraler Verwalter die Verhandlungen führt.» Denn, Interesse daran,
die Ice Tigers zu übernehmen, hatten mehrere potenzielle Investoren
bekundet. Zuletzt verhandelte Schumacher mit einer großen
(ausländischen?) Firma, der aber «wohl die Stimmung hier zu nervös war.
Aber vielleicht bietet sich die Möglichkeit ja noch einmal. Man soll
nie nie sagen.» Auch aus dem Umfeld der Arena war zuletzt immer wieder
von Interesse an einer Übernahme der Ice Tigers zu hören. Mit Hertel an
der Spitze wären diese Verhandlungen kaum möglich gewesen.
Zunächst
kümmert sich jedoch Volker Böhm um die Ice Tigers und wird nach
erfolgreicher Arbeit eventuell einen Sanierungsplan vorlegen: «Als
Nürnberger werde ich um die Ice Tigers kämpfen.» Böhm hat vor 28 Jahren
die Pleite der SG Nürnberg miterlebt – damals allerdings als Fan.
Sebastian Böhm
Nürnberger Nachrichten
Insolvenzverfahren: Schwarzer Dienstag für die Ice Tigers
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Nürnberg: Hoffen auf neue Sponsoren, keine Freigabe für Spieler
Einen Tag nachdem die Nürnberg Ice Tigers Eishockey GmbH beim Amtsgericht Nürnberg Insolvenzantrag gestellt hatte, traten heute der als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellte Volker Böhm, sowie Geschäftsführer Norbert Schumacher und Sportdirektor Otto Sykora vor die Medien. Alleingesellschafter Günther Hertel dagegen weilte auf Geschäftsreise im Ausland.
Zwar habe man von Seiten der Ice Tigers die fehlende der Rate der Oktobergehälter der Spieler laut Schumach er am Montag noch bezahlt. Da aber entscheidende Verhandlungen am Wochenende mit lukrativen Sponsoren gescheitert seien, habe man nun keine andere rechtliche Möglichkeit gehabt, als Antrag auf Insolvenz zu stellen, da die GmbH hinsichtlich der nun auflaufenden neuerlichen Rechnungen zahlungsunfähig sei.
Rechtsanwalt Böhm bekräftigte indes in einer ersten Erklärung, dass er das „Stabilisieren des Geschäftsbetriebs“ anstrebe, um dem Verein die Chance auf einen Erhalt am Standort zu ermöglichen. Auch DEL-Boss Gernot Tripcke habe ihm bereits in einem Telefonat erklärt, dass „die DEL sehr stark interessiert“ daran sei, dass die Franken zumindest die laufende Saison noch zu Ende spielen können. Erst die Eröffnung eines Insolvenzverfahren hätte gemäß den DEL-Statuten automatisch den Lizenzentzug zur Folge.
Nachdem Böhm bereits am Mittwochmorgen die Geschäftsstelle informiert hatte, standen für den Nachmittag Gespräche mit den Spielern an. Diese seien laut Otto Sykora zwar zunächst schockiert gewesen, nachdem sie im Bus nach der „besten Auswärtsleistung der Saison“ (Sykora) in Hamburg von der Nachricht erfahren hatten. Nachdem den Akteuren aber erklärt worden sei, dass das Insolvenzverfahren nicht automatisch die sofortige Pleite, sondern auch die Chance auf einen Neubeginn eröffne, hätten sich die Spieler schnell wieder etwas von den schlechten Neuigkeiten erholt.
Böhm betonte zudem, dass er fest davon ausgehe, dass sich in Sachen Sponsoren „schon in den nächsten Tagen eine Dynamik entwickeln werde“, da nun die Chance bestehe „von Altlasten bereinigt in die Zukunft zu gehen“. Gerade auch von der Tatsache, dass in die Gesellschaftsstruktur nun die „Karten neu gemischt“ seien, erhofft sich Böhm gesteigertes Interesse von Seiten neuer Geldgeber. Mit den existierenden Sponsoren und Vertragspartnern werde in den nächsten Tagen gesprochen. Aber bereits jetzt habe das Telefon nicht still gestanden und erste der aktuellen Sponsoren hätten dahingehend Hilfe angeboten, anstehende Raten vorzeitig zu bezahlen.
Obwohl es bereits erste Anfragen von Spielervermittlern gegeben habe, soll zunächst keiner der Profis die Freigabe für einen Wechsel erhalten. Die Gehälter der kommenden drei Monate sind durch den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens durch das Arbeitsamt gesichert.
Ungemach droht den Ice Tigers weiterhin auch durch die von der DEL am Montag angekündigte Sonderprüfung der Finanzen. Die Liga hatte Leistungen aus dem Sponsorenbereich angezweifelt, die Grundlage für die Erteilung der Lizenz für diese Spielzeit gewesen sind. Die Untersuchung soll unabhängig von der neuen Entwicklung durchgeführt werden.
Quelle:
http://www.eishockeynews.de/nachricht.h ... ht_id=5768